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Gedanken zum Evangelium – 19. Sonntag im Jahreskreis

Ein kleines bisschen Sicherheit

Die Unplanbarkeit des Lebens ist und bleibt ein Merkmal unserer menschlichen Existenz. Über allem aber steht die feste Zusage Gottes: „Ich bin bei euch! Ihr könnt mir vertrauen! Ich gebe euch die Kraft, auch füreinander wie ‚Brot‘ zu sein.“

Evangelium

In jener Zeit murrten die Juden gegen Jesus, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Bei den Propheten steht geschrieben: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.

Johannes 6,41–51

Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib mir in dieser schnellen Zeit irgendwas, das bleibt!“ In den letzten Monaten kamen mir immer wieder diese Verse aus dem Lied „Irgendwas bleibt“ von der Band Silbermond in den Sinn. Die Erfahrungen der vergangenen Zeit machen mir klar, welch kostbares Gut „Sicherheit“ ist.

Ein Virus breitet sich aus. Was wir zunächst als beiläufige Zeitungs­meldung nach Weihnachten 2019 wahrnehmen, wird zu einer weltweiten Bedrohung. Unser Miteinander in Familie, Schule, Beruf und im gesellschaftlichen Leben wird zum Risiko. Am 25. Juni dieses Jahres werden wir von der Nachricht erschüttert, dass bei einem Amoklauf im Herzen Würzburgs drei Menschen getötet und mehrere verletzt wurden. Eine Stadt gerät in den Schockzustand, die Trauer hält an. Schließlich fallen in Teilen Deutschlands gigantische Regenmengen. Auch sie fordern Menschenleben. Mit Häusern und Infrastruktur spülen die Fluten die Existenzen und Lebensleistungen vieler tausend Bürger einfach weg.

Was ist im Leben eigentlich sicher? Diese Frage stellen sich momentan sehr viele Menschen. Aus der Psychologie wissen wir, dass nach Essen und Trinken unmittelbar das Bedürfnis nach Sicherheit, nach Arbeit, Heimat, Familie und Gesundheit zum Tragen kommt. Nur wer sich sicher fühlt, ist in der Lage, eigene soziale Bedürfnisse wahrzunehmen und denen seiner Mitmenschen gerecht zu werden. Unser Gefühl von Sicherheit aber ist ins Wanken geraten. Viele reagieren mit Zukunftsangst oder Resignation, andere mit Wut und Gewaltbereitschaft.

Diese Zeit ist auch für unseren Glauben eine Herausforderung. Weil das Leben scheinbar nicht mehr stimmt, stimmt auch das Bild von Gott für viele nicht mehr. Auf diesem Hintergrund bin ich froh um das Evangelium dieses Sonntags.
Es möchte in uns das Vertrauen stärken, dass unser Leben immer gehalten ist, was auch geschieht. Das tut Johannes in allen Texten seines sechsten Kapitels. Es ist immer wieder vom „Brot des Lebens“ die Rede, das Gott uns in Jesus schenkt. Er begleitet die Menschen damit durch all die großen und kleinen Schicksale ihres Lebens. Sein Angebot gilt sogar über die Lebenszeit des Menschen hinaus. Dabei ist das Brot stets mehr als Nahrung: Bei der Speisung der 5000 bewirkt es Solidarität unter Menschen, die sich fremd waren. In stürmischer Nacht schenkt er in Jesus seinen Jüngern neuen Mut.

Mit dem Blick auf die biblischen Urväter macht Johannes schließlich deutlich: Die Unplanbarkeit des Lebens ist und bleibt ein Merkmal unserer menschlichen Existenz. Über allem aber steht die feste Zusage Gottes: „Ich bin bei euch! Ihr könnt mir vertrauen! Ich gebe euch die Kraft, auch füreinander wie ‚Brot‘ zu sein.“ Haben wir das in der letzten Zeit nicht ganz oft erfahren dürfen? Menschen pflegen Kranke, trösten Trauernde, besuchen Einsame, nehmen Obdachlose auf, leisten spontan Hilfe, zeigen Zivilcourage. Diese Menschen werden im Jahr 2021 zum „Brot des Lebens“. Sie geben anderen etwas Sicherheit zurück.

Ich wünsche Ihnen und mir ganz viel Gottvertrauen und die Kraft, in unserem Nächsten das Vertrauen neu zu wecken. Ich wünsche uns die tröstende Einsicht, dass die Möglichkeiten Gottes immer größer und weiter sind als die Perspektiven, die wir gerade vor Augen haben. Denn Gott ist es, der uns Sicherheit geben will, und zwar ganz viel. Weil Er es ist, der bleibt!

Isabella Friedrich („isabella.friedrich@bistum-wuerzburg.de“) ist Gemeindereferentin in der Pfarreien­gemeinschaft Main-Steigerwald und Familienseelsorgerin im Dekanat Haßberge.